Das Goldbrünnlein
Mitten im einsamen Plateau des Untersberges, auf dem Steig, der von der Zehnkaseralm gegen den Berchtesgadener Hochthron führt, fließt ein eiskaltes Brünnlein. Steine sind darum geschichtet, und ein eiserner Schöpfer, welcher an einer Kette befestigt war, diente lange Zeit den Durstigen zum Trinken. In dieses Brünnlein warfen früher die Vorüberkommenden häufig den Schöpfer und sahen zu, wie goldig glänzende Perlen an die Oberfläche des Wassers stiegen. Aus diesem Grunde wird diese Quelle auch seit altersher das ”Goldbründl” genannt.
Eines Tages stieg nun der Müller Leonhard Burger aus Salzburg auf den Untersberg. Als er beim Goldbründl ankam, gewahrte er dort eine Wilde Frau und ein Bergmännlein. Dieses hieb mit einem Hammer eifrig auf den Fels los, und der Müller bemerkte zu seiner Verwunderung, wie in ein untergestelltes Gefäß pures Gold floß. Wie er so stand und erstaunt die Augen aufriß, fuhr ihn die Wildfrau an: ”Scher dich davon, so dir dein Leben lieb ist!”. Der Müller, der als Hasenfuß bekannt war, wich bei diesen Worten entsetzt zurück und lief Hals über Kopf den Weg zurück, den er gekommen. Er hatte sich gerade noch Zeit genommen, ein Stück des glänzenden Gesteins in die Tasche zu stecken. Als er daheim ankam, bemerkte er, daß der Brocken aus reinem Gold bestand; er war groß genug, um Leonhard Burger bis zu seinem Lebensende ein gutes Auskommen zu sichern.
Text aus Das Salzburger Sagenbuch - Brettenthaler, Laireiter, Verlag der Salzburger Druckerei 1976
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