Bergmadl

Das Bergmadl

Von den Kasern am Untersberg wird erzählt, dass einst eine junge Frau dort oft gesehen wurde. Sie war stets weiß gekleidet und half den Sennerinnen bei ihrer schweren Arbeit. So holte sie entlaufenes Vieh rasch wieder zurück, bevor ein Unheil geschehen konnte. War einmal eine Sennerin oder ein Vieh erkrankt, so brachte sie heilende Kräuter. Sogar bei Unwettern und frühem Schneefall wurde sie gerufen und ihre Gebete sorgten nach kurzer Zeit für Wetterbesserung.
Mit dem Kasermandl soll sie gut Freund gewesen sein und brachte ihm stets kleine Geschenke mit.
Die junge Frau war als das hilfreiche und gütige Bergmadl bekannt, doch die Menschen im Tal bekamen sie nie zu Gesicht. Manch einer soll des Nächtens auf seinem Weg einer weißen Frau begegnet  sein, die ihm einen gehörigen Schrecken einjagte.
Man erzählte sich, dass sie in den Höhlen des Berges lebte und dort unermessliche Schätze bewacht, die noch nie ein Mensch erblickt hat. Selbst mit dem Drachen am Berg soll sie gesehen worden sein, wie sie mit ihm zusammen durch die Lüfte flog und schließlich am Drachenloch wieder verschwunden sein soll.
Die Kaserleut legten dem Bergmadl aus Dankbarkeit in der Nacht Essen vor die Tür, das am nächsten Morgen immer abgeholt war. An Eingängen zu den Höhlen des Berges stellten sie selber geschnitzte weiße Figuren auf, die so manch Wanderer und Jäger verwundert vorfand und sie nie anrührte.
Erst in späterer Zeit soll das Bergmadl mit den Untersbergmandl gegangen sein.


Meine Interpretation:
Eine Sage zum Untersberg die es wieder mal in sich hat! Man kennt das Bergmadl in anderen Überlieferungen auch als Bergweibl, Bergfräulein, Wildfrau, Salige oder Bethe.

  • Eine Frau, die nur am. im oder auf dem Berg lebt und den dortigen Menschen nur Gutes tut.
  • Eine weiß gekleidete Frau.
  • Eine “Zauberin”, die auch Wetterzauber beherrscht.
  • Ein Wesen, das auch mit den anderen Berggeistern (“Kasermandl”) vertraut ist.
  • Die Menschen im Tal hatten Ehr-Furcht (weisse Frau als Geist und/oder Dämon; weiss steht auch für “Nebel” als Medium der Anderswelt).
  • Eine “Schatzhüterin” (sie besaß geheimes Wissen = Schatz).
  • Eine Heilerin.
  • Im Einklang mit dem Drachen, der noch heute weltweit die Erdkräfte symbolisiert.
  • Eine Unterweltbewohnerin.
  • Von den Menschen am Berg bekam sie Essen (Opfer).
  • Weisse Schnitzfiguren vor den Eingängen zur Unterwelt als Kultobjekte, die tabu waren.
  • Gemeinsamer Weg mit den Untersbergmandl?
    Hier wird es besonders geheimnisvoll. Sollte das Bergmadl als (Berg-) Göttin der Vorzeit später dem Patriarchat einverleibt, ja gar zu den dominierenden Männern des Berges umgewandelt worden sein?
    Ein Hinweis darauf, dass zuerst die Urmutter (Erdmutter) existierte?
    Oder lebt sie heute im Reigen der Untersberggeister weiter?

In einer Sagen-Illustration (siehe Foto oben) finden sich einige Aspekte jener Bergmadl-Überlieferung. Sie ist im Deckengewölbe des Untersbergstüberls im BPFI Ainring wiederzufinden. Ein geschichtsträchtiges Gebäude!  Obwohl heute zwar der Maler jener mysteriösen Fresken bekannt ist, so sind seine Quellen nicht mehr eruierbar.

Und dann fand sich noch eine weiße Madonna vor einer Untersberghöhle bei Fürstenbrunn...
Und es soll noch mehr geben. (z.B. bei der Loretto-Gebetshütte neben der Klingeralm).

 

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